Warum ein Rückblick sinnvoll ist

Lange habe ich über diesen Rückblick nachgedacht. Irgendwie fiel es mir schwer, dass Jahr 2020 rückblickend überhaupt zu betrachten. Auch war ich mir unsicher, ob es eher ein emotionaler, persönlicher Rückblick werden soll oder doch objektiv recherchiert. Wozu überhaupt zurückblicken? Gefühlt bestand das Jahr nur aus Corona, Quarantäne und Lockdowns. Allzu oft vergisst man die guten Dinge, seien es Nachrichten von der Erholung der Kegelrobben in Deutschland und das neu entdeckte Korallenriff am Great Barrier Reef, oder aber auch die persönlichen Geschehnisse des Jahres. Ebenso schaut man zwar auf die großen Dinge, vergisst aber die Kleinigkeiten wie schöne Spaziergänge oder ein erholsamer Sprung ins kalte Wasser. Mich hat hier das Thema Rückblick allgemein nicht losgelassen, wozu sollte man das machen?

„Das Leben verstehen kann man nur rückwärts, aber leben muss man es vorwärts.“ (Søren Kierkegaard, 1813-1855)

Will man etwas verstehen, schaut man zurück. Warum sind Dinge so passiert, wie sie schließlich kamen? Was kann ich ändern oder war das Ergebnis am Ende doch gut? Manchmal stelle ich mir vergangene Situationen mit unterschiedlichen Enden vor. Nicht immer ist so ein alternatives Ende auch ein besseres Ende. Manchmal ist es auch gut so wie es gekommen ist, auch wenn es am Anfang weniger schön oder gar schmerzlich war. Immerhin muss man auch Fehler machen, um daraus zu lernen. Schlussendlich zählt doch eher das Verstehen und Verarbeiten, um vorwärtszukommen. Weniger das Verändern, denn das ist nicht mehr möglich. Nur unsere Zukunft, die haben wir noch in der Hand und daraus sollte man doch das Beste machen, oder?

Selbstreflexion

Wofür sind Rückblicke aber eigentlich gut? Für mich steht hier das Thema Selbstreflexion an oberster Stelle. Vor allem anderen ist es schließlich mein Leben, meine Persönlichkeit, welche ich reflektiere, meine Taten, die ich analysiere und meine Verhalten, was ich ändern will oder eben auch nicht. Ein Rückblick kann hilfreich und lehrreich sein, auch förderlich, bedeutsam oder interessant, aber auch traurig, prägend und nachdenklich machen. Manchmal gefällt einem der eigene Rückblick nicht, man vermeidet sogar zurückzuschauen. Doch erst die Akzeptanz solcher Situationen bringt uns doch vorwärts, das Verschließen dagegen lässt uns feststecken.

Vom Rückblick zur Befreiung

Ein Rückblick ist für mich auch eine Art Befreiung von mir selbst, da ich Erlebtes nun aufarbeite, anstatt es zu verdrängen. Irgendwann kommt nämlich immer alles auf einen zurück und meist wird es dann nur schlimmer. Studien ergeben sogar, dass desto älter man wird, man umso mehr über seine Vergangenheit nachdenkt. Warum also erst im Alter damit anfangen? Lieber jetzt zurückblicken, verstehen und analysieren, vielleicht auch etwas ändern oder Gutes einfach beibehalten. Positive Erlebnisse können so nochmals durchlebt und Negatives verarbeitet werden. Ich glaube, nur durch beides kann man zu sich selbst finden.

Mit sich im Reinen zu sein, ist das nicht eines der Ziele überhaupt? Wie schön muss es sein, nichts mehr zu bereuen! Nicht zu denken, hätte ich mal bloß? Ich glaube, ganz frei wird man nie sein, aber man kann zumindest Geschehenes akzeptieren und es beim nächsten Mal besser machen. Wie man das schafft? Natürlich mit einem (selbstkritischen) Rückblick, zumindest wäre das für mich ein Schritt in diese Richtung.

„Menschen …reproduzieren …ihre Erinnerung nicht so, wie sie tatsächlich abgelaufen sind, sondern sie rekonstruieren sie – und zwar so, dass sie mit der augenblicklichen Sichtweise und dem eigenem Selbstbild übereinstimmen.“ (Rubin; zit.n. Moebius, 1986, S. 30/ aus Dissertation von Dr. Julia-Minette Tietz-Adlam)

Rückblick

Darum ist ein Jahresrückblick sinnvoll

Ich habe mich letztens erst gefragt, wozu das letzte Jahr rückblickend betrachten? Auf den ersten Blick empfand ich es nicht als hilfreich, eher belastend und deprimierend. Doch auch das hilft, Dinge zu verstehen und etwas Negatives nun Positiv betrachten zu können, als eine neue Chance auf eine Veränderung. Was einem Anfang des Jahres noch schlimm vorkam, kann jetzt positiv gesehen werden. Die Umdeutung solcher Ereignisse macht einen Rückblick alleine schon sinnvoll. Dazu kommt, dass es auch hilfreich zur Erkennung der eigenen Persönlichkeit ist. Anhand von eigenen Reaktionen auf Situationen, wo man sich selbst nicht verstanden hat, es aber im Nachhinein doch Sinn ergab. Die Änderung oder Beibehaltung von Eigenschaften, Freunden, Situationen/ Traditionen, etc. machen Rückblicke für mich schlussendlich zu einem wichtigen Instrument der Selbstreflexion und Entwicklung (oder auch Weiterentwicklung) der eigenen Persönlichkeit.

„Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus.“ (Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916)

Kritische Überprüfung des Jahres

Geschehnisse werden später oft erst begriffen, was alleine schon das Thema Corona beweist. Erschien es im Januar noch weit entfernt, wuchs die Bedrohung im März aber flaute ab über den Sommer. So wurde der Ernst der Lage erst Ende des Jahres bewusst, wo es quasi schon zu spät war. Alle jetzigen Reaktionen hätten eher eingeleitet werden können, wenn man das Geschehene früher begriffen hätte. Oft wird einem am Ende erst klar, was ein Moment bedeutet. Wichtig ist doch aber, was man daraus lernt. Nehmen wir noch mal Corona als Beispiel, was hat man aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt? Man sollte Bedrohungen, egal wie nichtig sie einem am Anfang erscheinen, ernst nehmen. Hinzu kommt, dass so ein Virus keinen Unterschied macht nach Geschlecht oder Hautfarbe. Das sollten wir uns also auch nicht anmaßen. Wie sagt man so schön? Vor Gott sind wir alle gleich.

Mein Rückblick 2020

Meine große Erkenntnis aus dem letzten Jahr ist wohl, dass ich nicht viel brauche um wirklich glücklich zu sein. Manchmal hält man zu sehr an Dingen fest, ohne damit wirklich glücklich zu sein. Auch will ich weniger auf andere schauen und mich mehr auf mich konzentrieren. Ich würde sagen, das reicht für 2021 als Ziele. Wie sehen eure Vorsätze oder Ziele für das neue Jahr aus? Habt ihr zurückgeblickt? Erzählt es mir gerne in den Kommentaren oder schreibt mir eine Mail, ich bin gespannt auf eure Meinungen, eure Tiffy.

2 Antworten

  1. Was für ein schöner und einfühlsamer Artikel mit zauberhaften Bildern.
    Tatsächlich ist die Quintessenz dieses Jahres: wir sind gesund.
    Das einzig gute an Corona ist, dass es uns mächtig geerdet hat. Und ich für meinen Teil muss zugeben, dass es nötig war.
    Insofern werde ich nicht loslassen, sondern mich auch danach erinnern und mir vergegenwärtigen, wie gut es mir geht.
    LG Nicole

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