Geboren und aufgewachsen in Thüringen und trotzdem entdecke ich jetzt erst das Thüringer Meer für mich. Obwohl man immer denkt, man kennt seine Heimat, entdeckt man ständig Neues. Wie oft sagt man sich, dass man Deutschland auch später noch entdecken kann. Erstmal weit weg reisen und ferne Orte entdecken, anstatt das Direkte vor der Haustür zu erkunden. Das wäre ja langweilig.
Aber ist das wirklich so?
Kann es in Deutschland nicht auch aussehen wie in den Everglades? Dann schaut euch mal den Spreewald an! Ihr wollt die Tibumana Wasserfälle auf Bali sehen? Warum nicht erstmal die Buchenegger Wasserfälle in Bayern anschauen! Oder anstatt in die Toskana, lieber die deutsche Weinstraße entlang kurven. Egal wie man es dreht und wendet, auch Deutschland kann locker mit seiner internationalen Konkurrenz an Naturschönheiten mithalten. Ganz klar, wo ich starte bei meiner Suche nach Deutschlands schönsten Ecken, natürlich direkt vor der Haustür in Thüringen. Daher geht es eine Woche zum Thüringer Meer mitten im Schiefergebirge Thüringens.
Thüringer Meer – Deutschlands größte Stausee Region
Entlang der Saale erstreckt sich das Thüringer Meer mit 70 km Länge zu einer der größten Stausee Regionen Europas. Insgesamt sind es 5 Stauseeanlagen, der Bleilochstausee sowie der Hohewartestausee sind dabei die Größten. Entstanden sind sie übrigens bereits 1932 zur Energiegewinnung und als Hochwasserschutz.
TAG 1 – Stausee Hohewarte
Ganz oben am Zipfel des Thüringer Meers liegt als Erstes der Hohewartestausee. Dieser ist mit 182 Mio. m3 Stauraum sogar der drittgrößte Deutschlands und vom Bockfelsen bei Gössitz bekommt man hier eine tolle Aussicht. Dieser Felsvorsprung aus Schiefergestein ist definitiv einen Ausflug wert. Entweder direkt hinfahren und bei Gössitz parken oder als Rastplatz beim Wandern nutzen. Daher lohnt es sich hier auch einen der zahlreichen schönen Wanderwege auszutesten. Ebenso kann man vom Schwimmen bis zum Gleitschirmfliegen alles ausprobieren oder einfach ein Ruderboot mieten und die Stille auf dem Stausee genießen.
Unser Stellplatz
Entlang des Stausee Hohenwarte, als der Überfahrt der Talsperre bis Neidenberga, gibt es immer wieder kleine Parkbuchten entlang des Sees. Auch gibt es kleine Zugänge zum Baden, welche im Sommer gut genutzt werden. Wer also so eine kleine Bucht ergattert, kann sich freuen über einen schönen Ausblick und einen Schlafplatz für die Nacht. Hier stehen schon immer viele Camper, auch wir übernachteten hier. Wer es aber komfortabler möchte, kann auch auf einen der zahlreichen Campingplätzen wie Campingplatz Hopfenmühle oder den Campingplatz Saalthal-Alter. Da wir jedoch meist nicht lange an einem Ort bleiben, lohnen sich Campingplätze wirklich nur, wenn man vor hat mindestens zwei Tage zu bleiben. Da es im Thüringer Meer aber genug zu entdecken gibt, kann man dies ruhig mal in Betracht ziehen.
TAG 2 – Ziegenrück
Der Tag startet hier früh und es geht zum Sonnenaufgang zur sogenannten Teufelskanzel an der Saaleschleife. Dort kann man einfach in der Gemeinde Paska parken und hinlaufen. Es führt auch fast direkt ein Feldweg hin, Lauffaule könnten mit dem Auto (auf eigenes Risiko) auch etwas näher heranfahren. Oben angekommen gibt es zum einen den Rastplatz “Karl Rühl Hütte”, von welchen man einen wunderschönen Ausblick auf die Saaleschleife genießen kann. Ebenso gibt es weiter unten noch einen zweiten Aussichtspunkt, der sich auch besser als Fotolocation eignet. Beides ist aber sicher bestens zum Frühstücken geeignet, für einen entspannten Start in den Tag.
Ziemestalbrücke entdecken
Danach geht es zurück nach Ziegenrück, wo wieder zahlreiche Wanderwege starten. Einer davon ist die Tunneltour von Ziegenrück über die Ziemestalbrücke. Diesen Fotospot muss man einmal miterlebt haben. Wer das volle Erlebnis will aber ohne zu Laufen, kann auch eine Draisinen-Fahrt mit der Thüringer Oberlandbahn machen. Oder einfach wie wir direkt bei der Brücke entlang der nahe gelegenen Hauptstraße parken und durch den Wald zur Brücke laufen.
Nice-to-know Ziemestalbrücke: Erbaut wurde sie zwischen 1893 bis 1895 und ist 115 Meter lang sowie 32 Meter hoch. Früher führte die Bahnstrecke Triptis-Marxgrün hier entlang, heute dagegen ist sie stillgelegt und steht unter Denkmalschutz.
Unser Stellplatz
Direkt in Ziegenrück gibt es den Campingplatz Naturcamping Plothental, welcher zu einer Übernachtung einlädt. Wer also eine große Wanderung hatte, kann sich hier gemütlich hinstellen und den Abend ausklingen lassen. Auch lohnt sich ein kleiner, abendlicher Spaziergang durch Ziegenrück.
TAG 3 – Plothener Seen
Nach zwei Tagen wandern heißt es nun einen Tag Pause machen und die Seele baumeln lassen. Die Plothener Teich eigenen sich dafür perfekt. Hier gibt es eine artenreiche Fauna und Flora, vor allem Vogelbeobachter werden hier viel Freude haben. Mit Fernglas bewaffnet liege ich also da und beobachte den ganzen Tag das bunte Treiben auf dem Teich. Besonders zur Zeit des Vogelzuges, dem alljährlichen Flug der Zugvögel zu ihren Winterquartieren, versammeln sich hier Tausende Stare und andere Zugvögel. Ein zweiter Besuch zum Starenwunder im Herbst bleibt daher auf meiner Bucketliste. Aber auch die umliegenden Wäldchen sind nicht zu verachten, immerhin sind uns sogar zwei Rehe begegnet.
Unser Stellplatz
Für uns geht es aber noch Richtung Plothen an einen ruhigen Freistehplatz direkt am See (gefunden über App park4night). Wer sich für das Freistehen entscheidet, sollte aber bitte immer daran denken die Natur zu respektieren und insbesondere seinen Müll mitzunehmen. Ansonsten gibt es wieder eine andere Möglichkeit, nämlich den Campingplatz Plothener Teiche.
TAG 4 Bleilochtalsperre
Am nächsten Tag geht es in alle Frühe nach dem Frühstück nach Burgk. Hier gibt es eine tolle Wanderung vom Saaleturm bis zum Kobersfelsen. Immerhin will man auch etwas sehen, wir haben uns jetzt schließlich genug ausgeruht. Der Weg führt dabei direkt entlang am Koberfelsen und ist das Highlight beim Wandern. Auch geht es vorbei an dem Schloss Burgk, von wo es einen tollen Ausblick auf die Bleilochtalsperre gibt. Zurück von der Wanderung geht es zum abendlichen Stellplatz an der Bleilochtalsperre.
FunFact: Mit nur sechs Einwohnern pro Quadratkilometer war Burgk die am dünnsten besiedelte Gemeinde Thüringens. Seit 31. Dezember 2019 jedoch wurde sie eingemeindet und gehört zur Stadt Schleiz.
Unser Stellplatz
Dieses Mal stehen wir auf dem Sonne Mond und Sterne Festival Gelände, welches nun zum Campingplatz umgerüstet wird. Als wir dort waren, gab es nur Dixi-Toiletten aber die richtigen Container inklusive Duschen befanden sich im Aufbau. Wer übrigens rechtzeitig kommt, ergattert noch einen Stellplatz direkt am Stausee. Da die Wiese mit zum Stellplatz zählt, ist der Campingplatz wirklich groß und bietet Platz für sehr viele Camper. Im Hochsommer könnte es also extrem voll werden.
TAG 5 – Schieferbruch Lehesten
Der letzte Tag bricht an und es geht als Erstes zum Heinrichstein den Sonnenaufgang genießen. Wer nicht ganz so früh aufstehen möchte, für das perfekte Foto kann hier trotzdem noch vorbeischauen. Danach geht es aber zum letzten Stopp. Auch wenn dieser nicht mehr im Gebiet des Thüringer Meer liegt, lohnt sich ein Abstecher zu dem Schieferbruch bei Lehesten. Bereits im 13. Jahrhundert begann hier im kleinen Maße der Schieferabbau. Heute ist hier ein Schiefer-Aktiv-Museum „Technisches Denkmal – Historischer Schieferbergbau Lehesten“ und man kann eine Rundwanderung rund um den entstandenen See machen.
Unser letzter Schlafplatz
Ganz in der Nähe vom Schieferbruch, beim Altvaterturm gibt es einen Freistehplätze für Camper. Hier kann man noch einen letzten Abend ausklingen lassen, bevor es wieder zurück nach Hause geht. Dort haben wir auch geparkt und sind Richtung Schieferbruch gelaufen, vorbei am Altvaterturm geht es durch den Wald direkt zum Schieferbruch und natürlich auch wieder zurück.
Am Ende der Reise ist man doch überrascht, was alleine schon Thüringen zu bieten hat. Dabei war es nur ein Fleckchen auf der Landkarte und es gibt noch mehr in Deutschland zu entdecken. Wohin soll der nächste Trip gehen? Habt ihr schon einmal das Thüringer Meer besucht? Verratet es mir gerne in den Kommentaren, eure Tiffy.