Der tägliche Struggle als Mutter

Meine Frauenärztin sagte mal zu mir, dass ich es wohl schwerer haben werde, schwanger zu werden, aber das würde man schon hinbekommen. Diese Aussage fiel einfach so nebenbei bei einer Routineuntersuchung. Ich hatte weder den Wunsch danach geäußert, noch explizit danach gefragt. Es war jedoch für sie selbstverständlich, dass jede Frau ein Kind will. Nun wusste ich also etwas, was ich nicht wissen wollte und es begleitete mich ab sofort.

Ich wollte aber nie Kinder

Es ist nicht so, dass ich Kinder nicht mag oder mich nie damit beschäftigt hätte. Aber es war einfach kein Interesse da, dass ich persönlich Mutter werde. Ich mochte es, mich mit den Kindern von Freunden oder in der Familie zu beschäftigen, dies genügt mir. Deswegen ärgerte mich diese Aussage als Feministin. Ich lasse mir gar nichts vorschreiben, war schon meine erste Reaktion darauf. Gerne hätte ich meiner Frauenärztin noch meine Meinung dazu gesagt, aber etwas hielt mich zurück. Wahrscheinlich weil ich selbst in dem System gefangen war, dass man als Frau Mutter werden muss.

„Ich bin zufrieden mit allem, was das Schicksal für mich bereithält“

Das Schicksal entscheidet

Ich bin jemand, der schon immer der Meinung ist, dass das Schicksal entscheidet. Es kommt so, wie es für mich gedacht ist. Genauso dachte ich schließlich über das Elternwerden. Wenn es passiert, passiert es. Daher habe ich mich also ab Tag eins der Schwangerschaft auf das Elternsein gefreut. Ich war gut informiert über Schwangerschaft und Geburt, damit ich selbstsicher mein Kind zur Welt bringen konnte.

So war es schließlich auch, trotz schwieriger äußere Umstände, war die Geburt aufgrund der inneren Ruhe für mich schnell und unkompliziert. Doch was danach kommt, das sagt dir keiner richtig (kann man auch tatsächlich schwer) und man geht naiv ans Thema Elternwerden heran. Was hätte ich also gerne vorher über das Elternsein gewusst?

Man ist immer Zwiegespalten

Und das wirklich ständig. Werde ich ihm gerecht? Mache ich genug? Oft frage ich mich, ob ich mehr tun müsste. Mehr fördern, mehr informieren, mehr Zeit mit ihm verbringen. Das erste Jahr ist fast vorbei und ich habe kaum ein Buch für ihn angefangen, geschweige denn irgendetwas gebastelt zu irgendeinen Anlass. Dann bekommt er es eben von anderen geschenkt, ich hatte keine Zeit. Ich fühle mich schlecht deswegen, aber wenn ich mich daran setzte, könnte ich ihn doch vernachlässigen. Also bin ich zwiegespalten. Immer und bei allem, was ich tue. Gehört irgendwie dazu zum Muttersein.

Schlafmangel

Kennt man jetzt wirklich und wird man scheinbar nicht mehr los. Mal schläft er super, mal nicht. Aber dann kommen Zähne, Krankheit, Schub oder ein Furz hängt quer und die Nächte werden endlos. Irgendwie wusste man das zwar vorher, aber irgendwie auch nicht.

Meinungen & Momshaming

Ich bin bis jetzt vom Momshaming verschont geblieben, wird vielleicht noch kommen. Ich habe immerhin vor, solange zu stillen, bis er sich von selbst abstillt. Von der Natur aus ist das übrigens zwischen 2 und 7 Jahren vorgesehen. Da ich bereits jetzt mit 11 Monaten gefragt werde, ob ich denn noch stille und stillen kann (Ähm ja, wie gesagt, die Natur sieht es eigentlich so vor). Daher wird es bald von freundlichen Fragen zu komischen Blicken und dann sicherlich zu ungefragten Meinungen darüber kommen. Über das Thema Stillen bin ich gut informiert und kann darüber auch einiges erzählen, aber der Rest? Man kann schlecht alles wissen, aber es bringt nichts sich weiter auf Mythen und Meinungen zu verlassen. Jedoch kommt es nicht gut an, darüber aufzuklären. Ich finde aber, wenn man etwas weiß, kann man diese Information doch weitergeben? Damit will ich niemanden angreifen und man kann doch auch diskutieren, oder?

Mythen gibt es überall

Das hat mich persönlich am meisten geschockt. Es gibt zu viele, weil jeder denkt, er müsse seinen Senf dazugeben und darüber berichten. Eine Flut an Mominfluencer überschwemmt die sozialen Medien und die Industrie freut sich, unsere Kinder leider weniger. Die werden (zu) früh abgestillt, gezwungen zum Schlafen und etwas Schreien muss man schon 20 – 30 Minuten aushalten sind nur einige Dinge, die ich oft gesehen habe und vieles habe ich selbst nie hinterfragt. Bis ich Mutter wurde und die Bedürfnisse meines Babys verstehen wollte, dazu gehören auch unangenehme Wahrheiten. Ich persönlich finde es aber gut zu wissen, was ich selbst für Fehler gemacht habe. Damit ich diese einfach in Zukunft verbessern kann.

Unangenehme Wahrheit: Sauger sind Gift und dein Gefühl täuscht dich

Wir sind alle so beeinflusst von der Industrie, dass uns unsere Gefühle und der sogenannte Mutterinstinkt täuschen können. Man denkt als Mutter, man weiß doch vom Instinkt her, was am besten fürs eigene Kind ist. Aber falsch, denn dieser kann dich aufgrund der äußeren Einflüsse so was von täuschen. Nehmen wir zum Beispiel den Sauger. Ich war überzeugt, dass Schnuller und Flasche wichtig sind, quasi eine Grundausstattung für alle. Dabei wollte ich nie zwingend einen Schnuller verwenden, einfach nur, weil man ihn wieder abgewöhnen muss. Es war eher aus der Bequemlichkeit heraus, nicht weil Schnuller schlecht sind. Das war mir nämlich nicht klar und hätte ich es vorher gewusst, hätte ich nämlich Geld gespart. So habe ich jedoch von Anfang an meinem Kleinen den Schnuller angeboten.

Stetig informieren

Jetzt fragt man sich, was ist denn schlecht am Schnuller? Ein typischer Gedanke ist, das hatte man doch auch als Kind und man ist schließlich auch erwachsen geworden. Ja, ist man, aber Dinge wie Zahnspangen hätte man sich ersparen können. Der dumme Schnuller kann nämlich neben einer Saugverwirrung auch die orofaziale Entwicklung beeinflussen. Dies bedeutet, dass es die Entwicklung von Kiefer und Zahnstellung negativ verändert. Habe ich persönlich nie hinterfragt, weil er gehört doch einfach dazu.

Das Schlimme war aber für mich, dass mein Gefühl mir gesagt hat, ich solle ihn verwenden. Immerhin beruhigen Schnuller und das braucht er. Dachte ich, bis ich mich mehr informierte hatte, und zwar wegen einer beginnenden Saugverwirrung. Es war Zufall, dass ich darauf gestoßen bin. Mein Gefühl hat mich getäuscht, ich war beeinflusst von Medien und Mythen. Dabei fehlt es oft nur an Informationen, dann funktioniert auch der Instinkt wieder besser.

„Früher hat man das so gemacht“

Aussagen wie „früher war das so“, „das hat dich nicht umgebracht“ oder „es hat dir nicht geschadet“, kommen immer, wenn man etwas anders macht. Ja, es hat mich nicht umgebracht, trotzdem weiß man vieles inzwischen besser. Die Forschung entwickelt sich weiter, es gibt vermehrt Studien und somit versteht man vieles einfach umfangreicher als früher. Nicht umsonst sind die Zahlen von plötzlichem Kindstod zurückgegangen.

Daily struggle – ich muss nichts

Nun jongliere ich also täglich zwischen Schlafmangel und Zwiegespalten sein, ich hinterfrage mein Gefühl, aber bin trotzdem noch selbstsicher und muss mich eben informieren, immer wieder erneut. Ich weiß, dass früher vieles funktioniert hat, was man heute trotzdem nicht mehr machen sollte und ich ebenso nicht machen muss. Müssen tue ich nämlich gar nichts. Ich muss nicht täglich kochen und putzen, ich muss mich nicht aufopfern und mein Kind muss nicht jeden Tag zur selben Uhrzeit ins Bett gehen.

Du musst dich nicht schlecht fühlen

Es ist okay, mal seinem alten Leben hinterher zutrauten. Man kann sich zurückziehen, weil es einem zu viel ist und der Haushalt muss nicht jeden Tag picobello sein. Elternsein ist ein tägliches Anpassen an die aktuellen Umstände und ist trotz allem mit das Schönste, was ich je erleben durfte. Ein Lächeln, ein Lachen und jeder liebevolle Blick machen vieles weg, nicht alles, aber man vergisst schneller das Unangenehme zwischendurch. Liebe bewirkt so vieles und ist für mich das Beste am Elternsein. Etwas, was man erst versteht, wenn der Nachwuchs da ist und man vorher einfach nicht wissen kann.

Was hättet ihr gerne vorher gewusst oder würdet ihr gerne wissen? Erzählt oder fragt es gerne in den Kommentaren, eure Tiffy.

P.S.: Die Bilder sind von unserem Schwangerschafts- sowie Neugeborenshooting mit Steffi&Thomas. Etwas, was ich jedem empfehlen würde, die Zeit vergeht zu schnell, Erinnerungen verblassen, aber Bilder bleiben.

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